Gemein­sam kochen

Seit unse­rem Bezie­hungs­se­mi­nar bei Mar­ria­ge Encoun­ter gelingt es mir immer bes­ser, mit unse­rer Unter­schied­lich­keit gut umzu­ge­hen. Die­se Unter­schied­lich­keit erle­be ich beson­ders beim Kochen. Wenn die Küche nicht auf­ge­räumt und Vero­ni­ka in Zeit­not ist, schafft sie es, das gesam­te Mit­tag­essen auf einer Arbeits­flä­che von 25 x 25 cm zuzu­be­rei­ten. Für sie ist das in die­sen Momen­ten aus­rei­chend. Sehe ich Vero­ni­ka auf die­se Art arbei­ten, bin ich empört und auf­ge­bracht, denn bei mir muss die gesam­te Arbeits­flä­che vor Beginn des Kochens kom­plett abge­räumt und sau­ber sein.

Als wir neu­lich nach einem län­ge­ren Ein­kauf kurz vor zwölf Uhr mit­tags nach Hau­se gekom­men sind, ist Vero­ni­ka gleich in die Küche gegan­gen. Ich habe den Ein­kauf noch weg­ge­räumt. Als ich in die Küche gekom­men bin, habe ich mei­nen Augen nicht getraut. Vero­ni­ka hat sich inmit­ten des Durch­ein­an­ders schon ein Plätz­chen für ein klei­nes Schneid­brett gemacht und Zwie­bel geschnitten.

Nach­dem ich das Auf­stei­gen mei­nes Ärgers gespürt habe, habe ich mich bewusst ent­schie­den, Vero­ni­ka so zu lie­ben, wie sie ist. Anstatt mei­ner Aggres­si­on Luft zu machen, habe ich ihr ange­bo­ten, den Geschirr­spü­ler ein­zu­räu­men und dadurch mehr Platz zu schaf­fen. Ich bin stolz auf mich gewe­sen, dass ich Vero­ni­kas Art sein las­sen konn­te und ihr gleich­zei­tig auch mei­ne Hil­fe ange­bo­ten habe. Durch mei­ne bewuss­te Ent­schei­dung habe ich mei­nen Ärger über­stie­gen und dadurch ist unser Mit­ein­an­der gewachsen.

Man­fred (mit Vero­ni­ka), ME-Wochen­en­de 1986