“Eine Krän­kung frisst sich inner­lich dahin”

Der bekann­te Gerichts-Psych­ia­ter Rein­hard Hal­ler hat im Eco­win-Ver­lag ein neu­es Buch ver­öf­fent­licht: ” Die Macht der Kränkung.”
Er beschreibt dar­in, wie ver­hee­rend und zer­stö­re­risch sich manch­mal Krän­kun­gen aus­wir­ken, die Men­schen erfah­ren. Krän­kun­gen ent­ste­hen meis­tens, wenn sich Men­schen zurück­ge­setzt erle­ben — nicht geach­tet, nicht geliebt. Anders als die Wut, die sich manch­mal in einem spon­ta­nen Aus­bruch Luft ver­schafft, frisst sich die Krän­kung inner­lich dahin.

In einem Inter­view mit den Salz­bur­ger Nach­rich­ten wur­de Rein­hard Hal­ler gefragt: Haben Sie ein Patent­re­zept gegen das Gekränkt­sein? Sei­ne Ant­wort war:
“Wohl nicht. Aber am Beginn des Wegs steht bestimmt das offe­ne Anspre­chen des eige­nen Gefühls. Genau das fällt aber schwer — weil die moder­ne Leis­tungs- und Cool­ness-Gesell­schaft uns die Kränk­bar­keit als Schwä­che aus­legt, die man des­halb ver­ber­gen muss”.

Was Rein­hard Hal­ler hier für die See­le eines Men­schen sagt, gilt für uns bei­de auch in hohem Maße für unse­re Bezie­hung als Paar. Auch wir krän­ken uns gegen­sei­tig manch­mal mit Aus­sa­gen oder Hand­lun­gen, obwohl wir das gar nicht wol­len und ver­let­zen so den Selbst­wert des Ande­ren. Wenn wir uns damit dann im stil­len Käm­mer­lein her­um­schla­gen,  frisst es sich in unse­re Bezie­hung und macht sie brü­chig und zer­brech­lich. Urtei­len­de Gedan­ken wie: “Du liebst mich nicht”, “du denkst nur an dich”, “bin ich arm”, usw. tau­chen da schnell auf.

Wir sind dank­bar, dass  wir gelernt haben,  auch sol­che Gefüh­le anzu­spre­chen, ohne dem Part­ner etwas an den Kopf zu wer­fen. Seit wir die Erfah­rung gemacht haben, wie gut und heil­sam das ist, wer­den wir immer muti­ger und ent­schie­de­ner darin.

Ja, wir sind sogar drauf­ge­kom­men, dass wir einer Krän­kung sozu­sa­gen “vor­beu­gen” kön­nen, indem wir uns gegen­sei­tig öfter mal etwas Wert­schät­zen­des zusa­gen. Damit füllt sich unser Selbst­wert-Tank und die Krän­kung fällt auf einen guten Boden, auf dem sie nicht so leicht zer­stö­re­ri­sche Wir­kung ent­fal­ten kann.

Karin und Lois