Gesprä­che lau­fen jetzt anders

Ich war kürz­lich zur “Rush Hour” im Super­markt. Als ich mich schon knapp bis zur Kas­se vor­ge­ar­bei­tet habe, ist von rechts her eine ele­gan­te Dame mitt­le­ren Alters mit ihrem Ein­kaufs­wa­gen ein­ge­bo­gen. Sie hat mich kei­nes Bli­ckes gewür­digt und sich genau vor mich in die Schlan­ge gestellt. Ich war so per­plex, dass ich gar nicht reagie­ren konnte.

Frü­her hät­te ich daheim mei­nen Mann regel­recht über­fal­len mit Wor­ten wie:
“Unglaub­lich, was es für Leu­te gibt! Da hat sich heu­te doch glatt so eine ein­ge­bil­de­te Tus­si ein­fach an der Kas­sa vor­ge­drängt. Die glaubt wohl, sie ist was Bes­se­res und braucht nicht zu war­ten wie alle anderen.”

Bei Mar­ria­ge Encoun­ter haben wir gehört, dass unse­re Kom­mu­ni­ka­ti­on sehr gewinnt, wenn wir uns nicht nur Gedan­ken, son­dern auch unse­re Gefüh­le mit­tei­len. Dar­an habe ich mich erin­nert und so habe ich zu Lois gesagt:
“Ich habe mich heu­te beim Ein­kau­fen sehr geär­gert, weil sich eine Frau vor­ge­drängt hat. Nicht, weil ich es so eilig gehabt hät­te, son­dern weil ich mich ihrem Ver­hal­ten gegen­über so ohn­mäch­tig gefühlt habe. Es bedrückt mich, dass ich unfä­hig war, auf ihre Akti­on zu reagie­ren. Ich bin von mir sel­ber ent­täuscht und füh­le mich jetzt rich­tig schwach und klein.”

Dar­auf­hin hat Lois mich in den Arm genom­men und lie­be­voll zu mir gesagt, dass ich für ihn die Größ­te bin! Das hat mei­nen Selbst­wert wie­der gestärkt.

Es hat schon was, wenn man sich so ehr­lich sei­ne Gefüh­le erzählt.

Karin (mit Lois)
ME-Wochen­en­de 1986