Wir sind 25 Jahre verheiratet, unsere 3 Jungs sind bereits ausgezogen und zum ersten Mal ist meine Frau eine ganze Woche lang weg. Kurz vor ihrer Abfahrt hat es noch Krach gegeben, weil Marianne das Auto immer wieder auf unseren Gästeparkplatz stellt.
Am ersten Tag, als ich von der Arbeit nach Hause kam, bin ich geradeaus in die Küche marschiert, um mir etwas zum Essen zu machen. Der Kühlschrank war voll mit allem, was sonst auch da ist. Es hatte im Raum die gewohnten 22 Grad aber trotzdem war es irgendwie kalt, leer und ungemütlich in unserer Wohnung. Gegessen habe ich im Stehen und es war eher ein Anfüllen des Magens, als eine gemütliche, genüssliche Mahlzeit, wie das sonst meistens der Fall ist, wenn meine Frau das Essen liebevoll anrichtet.
Von nun an habe ich den Kühlschrank gemieden und bin ins Gasthaus gegangen. Nach dem Abendessen habe ich den Fernseher eingeschaltet. Das war ganz OK, aber mir ist dabei mit jedem Tag mehr bewusst geworden, wie sehr mir die Gesellschaft von Marianne fehlt. Irgendwann habe ich mir dann gedacht: „Das kann doch nicht sein, dass ich mit mir alleine so überhaupt nichts anfangen kann“.
Ich bin dann die Runde spazieren gegangen, die wir sonst auch manchmal gehen. Bei der Hälfte des Weges habe ich mich gefragt: „Wozu mache ich das eigentlich? Niemand da, mit dem ich meine Freude oder meinen Ärger in der Firma teilen kann. Niemand da, die mir lästige Fragen stellt oder mir mal was Nettes sagt. Niemand da, der mich in den Arm nimmt und manchmal zum Lachen bringt.” Ich fühlte mich einsam.
Ich bin mir plötzlich so kleinkariert vorgekommen, als ich an unseren Streit mit dem Gästeparkplatz gedacht habe – und auch einige ähnliche Situationen sind mir eingefallen. Ich habe mich gefragt: “Mit welchen sinnlosen Konflikten vergeuden wir immer wieder die uns geschenkte, gemeinsame Zeit!?”
Ich war sehr froh, als Marianne wieder zu Hause war. Mir ist durch meine Einsamkeit in dieser Woche bewusst geworden, wie sehr ich sie liebe. Nach vielen Jahren habe ich ihr das auch wieder einmal gesagt, worüber sie sich richtig gefreut hat!
Karl