Steu­ert mei­ne Ver­gan­gen­heit mein Verhalten?

Haben Sie auch schon ein­mal fest­ge­stellt, dass eine nega­ti­ve Aus­sa­ge zu Ihrer Per­son Sie inner­lich viel mehr beschäf­tigt als eine positive?

Beson­ders das, was ich als Kind über mich sagen gehört oder auch nur ver­mu­tet und befürch­tet habe, steu­ert noch heu­te oft ganz unbe­wusst mein Verhalten.

Äüßer­lich betrach­tet wur­de in mei­ner Kind­heit gut für mich gesorgt.  Ich habe aber kaum die Erfah­rung gemacht, dass ich als klei­ne Johan­na gut und rich­tig bin, so wie ich bin. Immer wie­der wur­de ich von mei­ner Mut­ter dar­auf hin­ge­wie­sen, wie ich sein soll­te. Lei­der hat­te ich auch nicht das Glück, für mei­nen Vater eine “klei­ne Prin­zes­sin” zu sein, weil er mit mir nur wenig anfan­gen konnte.

Von daher war  mein Selbst­ver­trau­en nicht beson­ders groß und ich habe mich schon als Schü­le­rin schwer getan, Kon­tak­te zu knüp­fen. Ich habe befürch­tet, für mei­ne Mit­schü­ler nicht gut genug zu sein und so war ich oft einsam.

Das alles hat mich geprägt und heu­te noch fällt es mir manch­mal schwer, auf Men­schen zuzu­ge­hen. Zu oft hat mei­ne inne­re Stim­me mir gesagt: “Du bist nicht rich­tig, lass die Ande­ren in Ruhe.”

Ver­mut­lich wer­de ich die­se Prä­gung nie ganz los, obwohl ich auch immer wie­der die Erfah­rung mache, dass ich ja doch für Ande­re als Gegen­über gefragt bin: Bei mei­nem Mann, bei den Kin­dern und unse­ren Freun­den. Aber auch, wenn ich auf der Stra­ße jeman­den anläch­le oder vor der Kas­sa im Geschäft mit jeman­dem ein Gespräch beginne.

Seit ich mir  die­ser Zusam­men­hän­ge  bewuss­ter bin,  kann ich mich immer öfter ent­schei­den, anders zu denken.

Dann wird aus “Ich bin nicht gefragt!” auf ein­mal “Ich kann  jeman­dem eine Freu­de machen” oder “Ich kann die Welt ein Stück lie­be­vol­ler machen”.  Wenn ich ganz mutig bin, sage ich mir sogar den Satz vor, den ich damals bei unse­rem ME-Wochen­en­de ganz tief emp­fun­den habe: “Ich bin  ein­ma­lig und wun­der­bar geschaffen!”

Das war ein ers­ter gro­ßer Schritt in eine neue Frei­heit für mich. Seit­her bin  ich vie­le klei­ne Schrit­te in Rich­tung Selbst­an­nah­me und Selbst­lie­be gegan­gen. Unbe­wuss­te Gedan­ken und Gefüh­le steu­ern mich heu­te nicht mehr ganz so leicht.

Johan­na