Unser Schutz­me­cha­nis­mus bei Verletzungen

Man­chen Frau­en ent­lockt es nur ein Lächeln, wenn ihre Män­ner ande­ren Frau­en nach­schau­en, ande­re füh­len sich dabei zutiefst gekränkt.

Man­che Män­ner reagie­ren unwil­lig, wenn sie beim Auto­fah­ren kri­ti­siert wer­den, ande­re wie­der nicht.

Für man­che ist laut­star­ker Streit ein Pro­blem, für ande­re nur ein rei­ni­gen­des Gewitter.

Viel­leicht ist Ihnen schon auf­ge­fal­len, dass unter­schied­li­che Men­schen in sehr ähn­li­chen Situa­tio­nen völ­lig unter­schied­lich reagie­ren. Das bedeu­tet, wenn mich das Ver­hal­ten mei­nes Partners/meiner Part­ne­rin ärgert, dann ist er/sie nur der Aus­lö­ser, aber nicht die Ursa­che für mei­nen Ärger.

Ursa­che für unse­ren Ärger sind meis­tens Wun­den aus unse­rer Ver­gan­gen­heit, die wir schon Jahr­zehn­te mit uns her­um­tra­gen. Weil es zu schmerz­lich ist, dar­auf hin­zu­schau­en, pro­je­zie­ren wir den Ärger über uns sel­ber bzw. unse­re Wun­den auf jene Men­schen, mit denen wir in Bezie­hung leben. D.h. wir geben ihnen die Schuld dafür, dass wir ver­är­gert sind. Häu­fig kön­nen wir das mit gesell­schaft­li­chen Nor­men auch ganz gut begrün­den: „Man tut das doch nicht…“.

In Wirk­lich­keit ist es ein ganz natür­li­cher Schutz­me­cha­nis­mus, der uns ermög­licht, in der jewei­li­gen Situa­ti­on nicht gleich unse­ren Selbst­wert zu ver­lie­ren und in Panik zu ver­fal­len, weil wir mög­li­cher­wei­se nicht gut genug sein könn­ten. Wir blei­ben dadurch handlungsfähig.

Den­noch ist die­ser Schutz­me­cha­nis­mus nur wie ein Pflas­ter für unse­ren eige­nen Man­gel, das wir über eine tie­fe Wun­de kle­ben. Nie­mand wür­de aber auf die Idee kom­men, dass ein Pflas­ter aus­reicht, um eine tie­fe Wun­de zu hei­len. Sie muss erst ein­mal gründ­lich gerei­nigt und ver­sorgt werden.

Was Sie tun können:
Geste­hen Sie sich zumin­dest jenen Anteil ein, der mit Ihrer eige­nen Geschich­te zu tun hat. Erin­nern sie sich an ähn­li­che Situa­tio­nen aus frü­he­rer Zeit, wo Sie die glei­chen unan­ge­neh­men Gefüh­le emp­fun­den haben und reden Sie mit Ihrem Partner/Ihrer Part­ne­rin darüber.
Das ent­las­tet Sie beide.

Natür­lich braucht es viel Ver­trau­en, sich so offen und ver­letz­lich zu zei­gen, aber es lohnt sich auf jeden Fall. Sie lie­ben sich doch und damit steigt auch die gegen­sei­ti­ge Acht­sam­keit, wenn man um die Wun­den des ande­ren weiß.

Die ME-Redak­ti­on