Paare fragen sich manchmal, wo ihre nicht mehr spürbare Nähe hingekommen ist, die sie vor langer Zeit empfunden haben.
Stellen Sie sich folgende Situationen vor:
SIE: „Hallo Schatz, wie war’s heute in der Arbeit?“
ER: „ganz normal“.
In Wirklichkeit ist er verärgert über einen Kollegen und fühlt sich mit der derzeitigen Aufgabe überfordert. Er sagt aber lieber nichts, aus Angst, schwach dazustehen und von seiner Frau auch noch gut gemeinte Ratschläge zu bekommen.
SIE: „Ist es OK, wenn ich den Urlaub nach Norwegen jetzt buche?“
ER: „Ja, natürlich“.
Seine dahinterliegenden Gedanken: „Wenn du meinst, fahren wir halt in den Norden, obwohl es mir in Italien lieber wäre. Hauptsache, ich habe meine Ruhe.“
ER: „Wo warst du so lange?“
SIE: „Ich habe meine Freundin Eva getroffen und deshalb hat es etwas länger gedauert“.
Dass das beim Shoppen war, verschweigt sie, um nicht wieder eine Diskussion über die Finanzen auszulösen.
Diese Beispiele ließen sich endlos fortsetzen. Wir trauen unserem Partner die volle Wahrheit nicht zu und verstecken sie sozusagen in unserem Hinterzimmer. Das kann sein, weil wir uns damit schwach fühlen, weil wir uns schämen, weil wir der Meinung sind, dass ihn/sie das nichts angeht, dass er/sie uns sowieso nicht helfen kann, dass wir in unserer eigenen Gedankenwelt nicht gestört werden wollen, …
Ob wir uns nahe fühlen oder nicht ist die Summe aus vielen winzig kleinen Entscheidungen in unserer Kommunikation, die wir Tag für Tag treffen. Zeigen wir uns so wie wir sind, entsteht eine wohltuende Nähe und Verbundenheit zwischen uns. Verstecken wir unser wahres ICH im „Hinterzimmer“, ist das nur schwer möglich.